Erhöhung der Kurtaxe um den Faktor 11.52
Zürich, 10. Dezember 2015: Leider war auch das nicht anders zu erwarten. Leukerbad möchte ebenfalls eine Pauschale. Zweitwohnungseigentümer/innen sollen für eine 4.5-Zimmer-Ferienwohnung neu 2160 Franken Jahrespauschale zahlen, bisher waren es 187.50 für eine vierköpfige Familie.
Nach einem Artikel im Walliser Boten entscheidet die Urversammlung am kommenden 17. Dezember über ein neues Kurtaxenreglement. Danach werde die Erhöung nur moderat ausfallen: Anstelle von 5.20 seien es neu 6.00 Franken. Im Artikel wird zwar eingeräumt, dass in den 5.20 Franken neben der Kurtaxe die Leukerbad Card Plus enthalten sei, bzw. dass die Kurtaxe ohne Leukerbad Card Plus 2.50 betrage, die Erhöhung also 140 Prozent betrage.
Dagegen trifft nicht zu, dass für eine 4.5-Zimmer-Ferienwohnung bisher 300 und neu 1440 Franken zu zahlen sind. Gemäss Entwurf beträgt der Ansatz für eine 4.5-Zimmer-Wohnung (6 Betten) neu 2160 Franken. Zum Vergleich, der bisherige Ansatz pro erwachsene Person beträgt 75 Franken, Kinder bis 6 Jahre zahlen keine Kurtaxe, zwischen 6 und 16 Jahren ist es die Hälfte. Eine vierköpfige Familie (2 Erwachsene, 1 Kind unter 6 Jahren, ein Kind darüber) zahlt bisher 187.50 Franken. Sofern die Familie die Leukerbad Card Plus bezahlt, sind es 270 Franken (untenstehend in Schwarz alte Zahlen, rot neue Kurtaxen).
Dies bedeutet für Leukerbad, dass die Kurtaxe für die Eigentümer/innen um den Faktor 11.52 angehoben wird. Selbst wenn die freiwillige Plus-Karte erworben wird, zahlt besagte Famile noch immer um den Faktor 8 mehr als bisher. Heute kann die Familie wählen, ob sich die Jahreskarte rechnet oder nicht. Neu fallen für die Eltern zwingend zweimal 864 Franken an, für das Kind sind es 432 Franken. Dies ergibt bei bereits hohen 30 Tagessätzen eine Kurtaxe über 28.80 pro Tag und Person bzw. 14.40 für das Kind. Die verköpfige Familie zahlt in der eigenen Ferienwohnung für eine Woche 504 Franken alleine für die Kurtaxen. Verbringt die Familie in einem Jahr einmal 'nur' 15 Ferientage in Leukerbad, zahlt die Familie pro Tag neu 144 Franken Kurtaxe, bisher wären es 6.50, d.h. um den Faktor 22 weniger.
Zum Vergleich: In einem Hotel in Leukerbad beträgt die Kurtaxe für besagte Familie neu pro Woche 105 Franken (bisher 91 Franken), der/die Eigentümer/in einer Ferienwohnung wird damit faktisch um den Faktor 5 bis 10 mehr Kurtaxen zahlen als der Hotelgast; dies bei 30 bzw. 15 Tagen, darunter ist der Unterschied noch krasser. Die Eigentümer/innen von Ferienwohnungen in Leukerbad werden gut beraten sein, sich gegen diese willkürliche Erhöhung zur Wehr zu setzen, denn juristisch wird eine solche 'Kurtaxe' nie und nimmer haltbar sein. Noch besser wäre es, die Einwohner/innen von Leukerbad würden die Vorlage bachab schicken.
Moosalbi.ch ist skeptisch, das Vorgehen in Leukerbad erinnert stark an jenes im Saaser Tal. Da wird zunächst ein freiwilliges Angebot geschaffen, um dieses danach den Zweitwohnungseigentümer/innen über eine obligatorische Jahrespauschale aufzupfropfen, ebenso wird die Anzahl Nächte für die Eigentümer/innen von Zweitwohnungen mal schnell um den Faktor 2 erhöht, obwohl derzeit jährlich Rückgänge im hohen Prozentbereich bei den Übernachtungen zu verbuchen sind.
Wann endlich werden die Tourismusverantwortlichen in der Schweiz und im Besonderen im Wallis realisieren, dass Jahrespauschalen bei 2000 Franken und mehr keinen Vorteil, sondern einen massiven Wettbewerbsnachteil darstellen. All inclusive funktioniert nur, wenn der Preis gleich bleibt, eine Erhöhung um den Faktor 11.52 wird die Gäste scharenweise vertreiben, einmal davon abgesehen, dass es rechtlich nicht funktionieren wird.
Eines ist klar: Die Eigentümer/innen von Zweitwohnungen werden sich entweder zur Wehr setzen, oder aber die zusätzlichen Kosten am Ferienbudget einsparen (müssen). Alternativ wird zu überlegen sein, die Wohnung zu verkaufen bzw. zu versiegeln und die Ferien anderswo zu verbringen. Die Spirale wird sich nicht nach oben, sondern nach unten bewegen. Wenn Leukerbad zum zweiten Mal Pleite gehen will, dann nur zu. Wie sagt es ein schönes Sprichwort doch: Jeder ist seines Glücks Schmied.
Update vom 19. Dezember 2015: Gemäss Quelle rro hat die Urversammlung beim Kurtaxenreglement die Daumen hochgehalten.