Familienferien im Saastal

Buchungs-Odyssee ohne Ende

Zürich, 23. August 2016: Ruhig ist es geworden, um die neuen Kurtaxenregimes im Saastal und Leukerbad. Die Reglemente sind in Kraft. Schon erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit neue Steuern durchgepeitscht werden können. Zwar sind Klagen hängig, doch kassiert wird gleichwohl bereits heute. Nun sprudeln die Millionen, doch mehr Gäste finden den Weg in die Destinationen nicht. Im Gegenteil, die Zahlen sinken und sinken. Moosalbi.ch stellt sich in diesem Beitrag der Frage, warum ist das so? Dabei geht es für einmal nicht um die Eigentümer/innen von Zweitwohnungen, sondern um jene, die Familienferien für den Herbst 2016 planen.

Moosalbi.ch ist nun seit fast fünf Jahren im Wallis unterwegs. In dieser Zeit hat sich mehr verändert, als auf den ersten Blick sichtbar ist. Wenn Moosalbi.ch heute mit dem Postauto im Wallis Familienabenteuer unternimmt (sehr zu empfehlen ist z.B. die Fahrt auf den Sanetschpass und dort mit einem kleinen Bähnli nach Gsteig, Postauto zurück nach Aigle, Schlossbesichtigung und Rückkehr mit dem Zug ins Wallis), dann trifft moosalbi.ch fast nur noch Publikum im AHV-Alter an. Familien mit Kindern, Fehlanzeige.

In den Schulklassen der Kinder tummeln sich Destinationen wie Thailand, Miami, Australien (für zwei Wochen!) und Italien. Und wenn schon Ferien und Ausflüge in der Umgebung, dann stehen die Freizeitpärke in Deutschland (Europapark et al) oder Österreich auf dem Programm. Angebote wie Mundraub-Ferien mit dem E-Mobile im Tirol (Gäste werden am 20 km entfernten Bahnhof kostenfrei abgeholt) schmecken zunächst einmal ganz einfach vernunftbedingt deutlich besser als die Ferienwohnung in Saas Fee, wo einem gleich zu Beginn im unteren Preissegment beim Buchen von Ferienwohnungen zuweilen alte Badezimmerplättli erschaudern lassen (soviel zum Un-/Sinn von einer Pflicht zum Aufschalten einer Ferienwohnung zur Vermeidung der pauschalisierten Kurtaxe), Gratis-Postauto im Saastal hin oder her.

Um es kurz und salopp zu sagen. Ferien im Saastal sind sowohl bei Eltern wie Kids nicht in. Erstens weiss fast niemand der Kids mehr, wo Saas Fee liegt. Und zweitens müssen die Eltern bei der Ferienplanung aufs Budget achten; Ferien in der Schweiz stehen nicht im Ruf, günstig zu sein. Moosalbi.ch wollte wissen, zu welchem Preis sich Ferien im Saastal buchen bzw. realisieren lassen und suchte für den Oktober 2016 nach einer günstigen 3-Zimmer-Wohnung im Saastal, dies auf der Homepage http://saasfee.ch.

Eins vorweg: Wer nach einem Angebot sucht, benötigt Zeit und Geduld, die Angebote sind nicht wirklich transparent. Beispiel Konditionen (Ferienwohnung Mellig 1): "Schlussreinigung: Fr. 80.–. Bett-,Küchen- und Frottierwäsche wird zur Verfügung gestellt. Kurtaxe: Sommer CHF 7.- pro Tag für Erwachsene, CHF 3.50 für Kinder Kurtaxe: Winter CHF 4.50 pro Tag für Erwachsene, CHF 2.25 für Kinder Sommer: freie Nutzung aller Bergbahnen (Ausnahme der Metro-Alpin), Reduktion Abenteuerwald Winter: 10% Rabatt ab dem Kauf einer 3 Tages-Skikarte Ganzjährig: freie Nutzung des Postautos im ganzen Saastal, Reduktionen auf Schwimmbad, Parkplatz und weitere Angebote im ganzen Tal."

Welche Ermässigungen die Kurtaxe (z.B. beim Abenteuerland) beinhaltet — ausser Bähnli mit Ausnahme und Postauto — wird nicht klar, dafür wird im Sommer ausgeführt, im Winter sei der Skipass ab 3 Tagen 10 Prozent günstiger. Also die Suche zu Rate gezogen. Mit Suchwort 'Kurtaxe' findet sich an vierter Stelle http://www.saas-fee.ch/de/kurtaxe — dort sind die Leistungen der Gästekarte und des Bürgerpassvertrages aufgeführt. Eine PDF-Datei dieser Seite findet sich hier. Beide Angebote kosten 7.00 Franken im Sommer, wobei es bei der Gästekarte für die Bergbahnen eine Ermässigung über 4.5 pro Person und Tag gebe, wie ist das nun mit den Gratis-Bähnlis?

Wahrscheinlich wurde die Homepage nicht à jour gebracht, oder gibt es die Gästekarte noch immer? Moosalbi.ch forstet weiter nach den Ermässigungen. Unter 'Leistungen für Camping…' findet sich der Link 'mehr erfahren' (es braucht ein gewisses Abstraktionsvermögen um anzunehmen, dass der Link für alle Gästekategorien und nicht nur für die Camper gilt). Immerhin, nun erscheint die Seite http://www.saas-fee.ch/de/buergerpass.

Wer dort nach den Leistungen sucht, findet zunächst die folgende Information (Zitat): Wo erhalte ich den Bürgerpass? Den Bürgerpass erhalten Sie direkt von unseren Partnerbetrieben.Was kostet mich der Bürgerpass? Den Bürgerpass erhalten Sie gegen Bezahlung der obligatorischen Kurtaxe. Ja, was jetzt, ist der Bürgerpass freiwillig oder zwingend? Immerhin, zu den Ermässigungen gibt es unter 'Weitere Leistungen des Bürgerpasses' Links und dort erfährt moosalbi.ch endlich einige Reduktionen. Beispiel: 'Backen nach Globi für Kinder' kostet anstelle 8 nur 7.20 Franken. Der Versuch, den Rabatt für den Abenteuerspielplatz zu erfahren, scheitert allerdings, denn der Abenteuerspielplatz findet sich bei den Ermässigungen gerade nicht. Zurück zum Buchen der Ferienwohnung.

Datum und Anzahl Personen eingeben, soweit sieht es einfach aus, es werden umgehend Angebote gelistet. Allerdings erfährt moosalbi.ch erst nach zweimaligem Klicken auf 'Preis' die günstigsten Angebote (beim ersten Klick werden die teuersten Wohnungen gelistet). Hilflos im übrigen der Versuch, die Ferienwohnung für 15 Franken pro Person und Nacht zu vermarkten, denn einen Klick später werden aus 15 Franken pro Nacht und Person 850 Franken pro Familie und Woche. Wie aus 4*7*15=420 plötzlich 850 Franken entstehen, dies bleibt alleiniges Geheimnis der Buchungsplattform. Doch damit nicht genug, zu den 850 Franken fallen noch 227 (147 davon für die Kurtaxe) Franken an Nebenkosten an, womit der erste Versuch bei weit über 1000 Franken endet.

Nach weiterem Suchen fand moosalbi.ch auch günstigere Angebote, z.B. die Wohnung Cortina für 525 Franken (es scheint, dass die Angebote irgendwie vom Browser abhängen!), doch bei Nebenkosten über 200 Franken ist auch dieses Angebot nicht wirklich günstig. Kurz und gut, für unter 700 Franken lässt sich im Saastal — selbst in der preisgünstigsten 3-Zimmer-Ferienwohnung — für eine Familie und Woche nicht nächtigen. Es mag eingewendet werden, eine 2-Zimmer-Wohnung sei günstiger, doch ein tägliches Auf- und Abklappen der Betten verströmt einfach kein Ferienfeeling.

Zurück zum Buchen. Ist ein Objekt gefunden, sind zuweilen weitere Hürden zu meistern, die – selbst wenn sie an einer bestimmten Browser-Version liegen sollten – es so nicht geben dürfte. Das Objekt Feehof 3 ist z.B. bei den verfügbaren Daten zwischem dem 8. und 15. Oktober 2016 frei, dennoch sagt die Buchungsplattform unmissverständlich, die 'Ferienwohnung steht für diesen Zeitraum nicht zur Verfügung'.

Mit einer gewissen Hartnäckigkeit konnten wenigstens Alternativen (es gibt Hunderte von freien Objekten im Oktober) bis zum simulierten Buchungsabschluss geführt werden, die Budgetplanung damit jedoch längst nicht abgeschlossen. Eine Familie zahlt für die An-/Abreise mit Halbtax und Junior-Karte im Minimum 204 Franken ab Zürich, der erste Tausender ist damit für Unterkunft und Reiseweg 'weggefressen', der zweite Tausender geht für die Verpflegung und die Aktivitäten drauf, denn entgegen dem, dass all inclusive für 7 Franken geboten wird, kosten Ausflüge und Eintritte zusätzlich. Immer unter der Prämisse, dass die Angebote richtig verstanden wurden.

Dazu zwei Beispiele: Ausflug auf den Mittelallalin kostet die Familie 120 Franken (Halbtax/GA). Der Nutzen mit dem Ticket beliebig oft hochfahren zu können, wenig ersichtlich. Zweitens, der Abenteuerwald (Seilpark) kostet die Familie 98 Franken, siehe dazu http://www.saas-fee.ch/de/seilpark — der versprochene Rabatt aufgrund der Kurtaxe lässt sich selbst dort nicht finden! Dafür steht: "Personen mit einem Einheimischenausweis einer Oberwalliser Gemeinde erhalten 20% Ermässigung." Ja, moosalbi.ch fühlt sich an dieser Stelle ziemlich arg veräppelt. Da zahlen die Tagesgäste aus dem Oberwallis gar keine Kurtaxe und erhalten erst noch 20 Prozent Rabatt, als ob ein Einwohner aus Leukerbad ein Einheimischer im Saastal wäre?!?

Und weil das Oberwallis so schön vielsprachig ist, wurde dieser Spezialrabatt selbstverständlich auch ins Französische und Englische übersetzt:

Auch wenn dies schon eine sehr spezielle Willkommenskultur darstellt, die das Saastal hier anpreist, genug der indigenen Rabatte! Nun gibt es in Saas Fee eine Jugendherberge, doch deren Preise sind derart teuer, zwei Hotelzimmer kämen günstiger. Der Aufenthalt in einem 4-Bett-Familienzimmer in der Jugendherberge kostet pro Woche um die 2000 Franken (inkl. Frühstück, jedoch ohne weitere Extras wie Wellness). Einmal abgesehen davon, dass Jugendliche in der Ausbildung diese Preise nie und nimmer berappen werden, sehen preisgünstige Familienferien einfach anders aus. Familienferien im Saastal für unter 2000 Franken und Woche, vielleicht irgendwie möglich, aber dann bleibt für Essen auswärts und Aktivitäten fast nichts übrig. Zum Vergleich: Zwei Wochen Wanderferien im Piemont und Ligurien (inkl. Hotel und Essen) belasteten das Familienbudget kaum über 2000 Franken, wohl verstanden für zwei Wochen, wobei der ungeplante Ausrutscher der SBB, der zur teuren Taxi-Fahrt führte, darin nicht enthalten ist.

Natürlich sind das Fliegen und die Bahn im Ausland günstig, natürlich gibt es den Euro, nur muss moosalbi.ch dem anfügen, dass in den letzten vier Jahren die kleinste Pizzavariante in einer Beiz im Wallis von 17.5 auf 21 Franken angehoben wurde, und wenn die Kurtaxe von 2.5 auf 7 Franken hochgedrückt wird, bedeutet dies für eine Familie eine Belastung über 148 Franken alleine für die Kurtaxe, fast 100 Franken mehr als im Vorjahr, das ist und bleibt nicht nichts.

Wer sich da noch wundert, dass selbst die Schweizer Gäste dem Wallis den Rücken kehren, ist naiv und offen gestanden auch irgendwie selber schuld, Preiserhöhungen jegwelcher Art sind im derzeitigen Umfeld schlicht und einfach töricht und wer all inclusive anpreist, soll nicht ellenlange Ausnahmen hinzufügen. Zum Abschluss noch dies: Es gibt Packages für Familien, doch sind diese nur im Shop unter http://saasfee.ch/shop/de auffindbar. Dort wiederum können nur Erwachsene gebucht werden.

Nun beginnen dort die Angebote bei 610 Franken (Romantica) und das Angebot Metro Plus ist enthalten, ob die Kurtaxe und die Endreinigung enthalten sind, dies verrät die Buchungsplattform jedoch nicht. Doch wie gesagt, weil das Package keine Kinder zulässt und der Versuch mit 2 Erwachsenen beim 2.5-Zimmer Studio Alcazar (gefragt wäre eine 3.5-Zimmer-Wohnung) endet, bleibt es beim Versuch, am Ende gar mit einem Time-Out. Will heissen, die Webseite konnte die Abfrage nicht beantworten und verabschiedete sich.

Um es abschliessend und analog zum Titel zu sagen, der Selbstversuch von moosalbi.ch, im Saastal Ferien zu buchen, endet in der Buchungs-Odyssee der Homepage von http://saafee.ch mit all seinen Irrungen und Wirrungen. Ob diese Kritik berechtigt ist oder nicht, dies mag ein/e jede/r selber für sich entscheiden, indem er das Angebot von http://saasfee.ch erforscht und mit anderen Angeboten vergleicht. Den Verantwortlichen wünscht moosalbi.ch die Gelassenheit, aus der Kritik die eine oder andere Anregung herauszulesen bzw. diese auch umzusetzen.

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