2c_272/2019: Dreistheit im Multipack › Foren › Zweitwohnungen › "Studie zu Sigriswil": Wenn nur 40% der Zweitwohnungen Kurtaxenrechnung erhalten
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24. Oktober 2018 um 11:45 #7807
Eine neue Studie zu den Zweitwohnungen wurde im Juni 2018 für die Gemeinde Sigriswil erstellt:
http://www.sigriswil.ch/documents/bachelorarbeitdw.pdf
Gemäss dieser Studie generiert eine Zweitwohnung pro Jahr 122 Nächte, was (bei vier Betten) ca. 30 Nächte ergäbe. Die Bachelorarbeit von David K. Walter wurde von der Gemeinde Sigriswil in Auftrag gegeben.
Nach dem offiziellen Zweitwohnungsregister des Bundes gibt es in Sigriswil per 31.12.2017 3726 Wohnungen, deren 2388 werden als Erstwohnungen genutzt. Damit verbleiben 1338 Zweitwohnungen. Nun weist die Studie auf Seite 29 aus, dass 562 Adressen bestünden, die eine Kurtaxenrechnung erhielten. Wie bitte?
Bei 1388 Zweitwohnungen erhalten gerade einmal 40,48 Prozent der Eigentümer/innen eine Rechnung? Gemäss der Tourismusverantwortlichen (ebenfalls Seite 29) sei der Grossteil der Wohnungen erfasst. Wenn fast 60 Prozent der Zweitwohnungen keine Rechnung erhalten, wie kann es da sein, dass der Grossteil der Objekte über die pauschalisierte Kurtaxe erfasst ist?
Der Autor gibt an, dass die Rücklaufquote bei 49.5 Prozent liege. Konkret konnten 274 Fragebogen ausgewertet werden, womit 19.7 Prozent der Zweitwohnungen (274 von 1388 Zweitwohnungen) erfasst wurden.
Erstaunlich auch das Durchschnittsalter gemäss Studie. Diese seien im Schnitt 68 Jahre alt (Seite 55). Die Liste der Fragezeichen könnte beliebig erweitert werden. So wurde z.B. die Anzahl der Betten nicht erhoben, obwohl die Rechnungsstellung aufgrund der Anzahl Zimmer erfolgt.
Im Management Summary (Römisch I) steht gar: “Ergebnisse. In Sigriswil gibt es 562 bekannte Zweitwohnungen, was bei einem Gesamtwohnungsbestand von 3749 Wohnungen einem Zweitwohnungsanteil von 15 Prozent entspricht.”. Der Autor resümiert zwar, es gebe 15 bis 20 Prozent Zweitwohnungen, weil einige nicht als solche bekannt seien.
Was will die Studie uns damit sagen? Erstens, in Sigriswil gibt es nicht knapp 36 Prozent Zweitwohnungen, sondern nur zwischen 15 und 20 Prozent (damit könnte in Sigrisiwil weiter gebaut werden) und zweitens, die Zweitwohnungen würden rege benutzt. 24 Mal würden diese im Schnitt aufgesucht, woraus 61 Nächte resultieren würden.
Immerhin räumt der Autor ein, dass daraus “nur” 122 Nächte pro Objekt (2 Betten pro Aufenthalt) und Jahr resultierten, weil es aufgrund des extrem hohen Durchschnittalters der Eigentümer/innen bei 68 Jahren nicht haltbar ist, mehr als 2 belegte Betten zu kalkulieren.
Mooszwergli.ch stellt fest, dass die gesamte Studie kaum brauchbare Resultate vermitteln kann, weil fast 60 Prozent der Zweitwohnungen unbekannt bzw. ausgeklammert sind. Es ist geradezu schockierend, dass nur gute 40 Prozent bei einer pauschalisierten Kurtaxe überhaupt eine Rechnung erhalten.
Die Gemeinde Sigriswil hat die Zahlen des Bundesamtes für Raumentwicklung nicht bestritten, die Zahl von 1388 Zweitwohnungen ist somit unbestritten; einmal mehr zeigt sich leider, wie fragwürdig Gemeinden nur bei bestimmten Eigentümer/innen (bei Auswärtigen?) Kurtaxenpauschalen eintreiben.
29. Oktober 2018 um 11:53 #8169Nachbemerkung zu den obigen Ausführungen: Die “Studie” definiert die Zweitwohnugen wie folgt:
“Eine Zweitwohnung ist eine Wohnung, die nicht im Besitz von Einheimischen ist, entweder touristisch bewirtschaftet oder selbstgenutzt wird und für welche Kurtaxen in der Gemeinde Sigriswil abgerechnet werden müssen.”
Damit schlägt der Autor einige Purzelbäume, denn gemäss Lehre und Rechtsprechung spielt es gerade keine Rolle, ob eine Zweitwohnung einem Einheimischen gehört oder nicht. Massgebend ist vielmehr die Nutzung.
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