Perversion der pauschalisierten Kurtaxen bei 60 Nächten

2c_272/2019: Dreistheit im Multipack Foren Zweitwohnungen   Perversion der pauschalisierten Kurtaxen bei 60 Nächten

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    In der Schweiz gibt es 4.289 Mio Wohnungen. Davon sind 3.605 Mio Wohnungen bewohnt, deren 0.046 sind unbewohnt, bleiben folglich 0.638 Mio Zweitwohnungen. Gemäss Statistik 2014 sind es per Ende 2014 (neuere Zahlen liegen nicht vor) exakt 638291 Zweitwohnungen.

    Bei einem Durschnitt von 4 Betten besteht pro Jahr (365 Tage) bei 638291 Einheiten eine Kapazität von 931,904 Mio Betten. Demgegenüber entspricht die Wohnbevölkerung in der Schweiz 8,238 Mio Einwohner/innen. Wenn diese bei durschnittlich vier Wochen Ferien (28 Tage) diese zu 100% in den Ferienwohnungen verbringen, so würden 230,654 Mio Übernachtungen generiert.

    So stehen knapp 932 Millionen Bettenkapazität theoretische 231 Millionen Übernachtungen gegenüber, d.h. die Betten könnten mit maximal 24,8 Prozent gefüllt werden. Will heissen: Selbst wenn jede/r Schweizer/in die gesamte Ferienzeit in den Schweiz in Ferienwohnungen verbringen würde, so kann noch nicht einmal jede vierte Zweitwohnung (100 zu 24.8 Prozent) ‘gefüllt’ werden.

    Nun verbringen die Schweizer/innen die Ferien aber mehrheitlich im Ausland. Dazu die Zahlen des Bundesamtes für Statistik aus dem Jahre 2012:

    http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/10/22/publ.html?publicationID=5407

    Von 20.3 Millionen Reisen führten im Jahre 2012 demnach 64 Prozent der Reisen ins Ausland, 36 Prozent der Schweizer/innen blieben in der Schweiz. Allerdings verbringen die Schweizer/innen die längeren Ferien öfter im Ausland als in der Schweiz. Dies führt dazu, dass die Schweizer/innen ca. 32 Mio Logiernächte in der Schweiz und 88.6 Mio Logiernächte im Ausland verbringen, womit pro Jahr 120.6 Mio Logiernächte der Schweizer/innen entstehen. Daraus lassen sich zwei Dinge ablesen: 1. Die Schweizer/innen verbringen die Ferien nur zu 52% überhaupt auswärts und 2. bei den Nächten nur zu 27% in der Schweiz.

    Berechnungen Logiernächte aufgrund statistischer Zahlen:

    http://mooszwergli.ch/cms/wp-content/uploads/2016/06/logiernaechte_ch.xls

    http://mooszwergli.ch/cms/wp-content/uploads/2016/06/logiernaechte_ch.pdf

    Gemäss HESTA (Beherberungsstatistik der Hotels) bestehen im Jahr 2015 in der Schweiz 247625 Hottelbetten. Zu 638291 Ferienwohnungen kommen folglich 247625 Hotelbetten hinzu. Diese 35,628 Mio der Übernachtungen seien den Hotels mehr als gegönnt, sie führen aber dazu, dass die Ferienwohnungen beim besten Willen noch schlechter belegt werden. In Zahlen ausgedrückt:

    Ferien der Schweizer/innen Auswärts/Zu Hause: 0.52 zu 0.48
    Reisverhalten Schweizer/innen Ausland/Schweiz: 0.77 zu 0.23
    Verhältnis Ferienwohnungen/Hotels: 0.78 zu 0.28

    Die 231 Mio hypothetischen Übernachtungen verringern sich mal 0.52, weil die Schweizer/innen nur zu 52 Prozent die Ferien auswärts verbringen und um den Fakter 0.23, weil die Schweizer/innen zu 77 Prozent im Ausland nächtigen sowie mit Faktor 0.78 weil es die Hotelbetten gibt. In Zahlen: 231*0.52*0.23*0.78 = 21.54 Mio Übernachtungen in den Ferienwohnungen pro Jahr.

    Nun zählt die Schweiz auch ausländische Gäste, aktuell stammt etwa die Hälfte der Gäste aus dem Ausland, die Zahlen vom April 2016 für die Hotels besagen:

    http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/10/03/blank/key/02/01.html

    Von 4.91 Mio Ankfünften enstammen 2.47 Mio der Schweiz, womit etwa die Hälfe der Gäste Schweizer/innen sind. Dies bedeutet, dass zu den Schweizer Gästen nochmals soviel ausländische Gäste gezählt werden können (21.54 Mio * 2) = 43 Millionen Logiernächte in Ferienwohnungen.

    932 Mio Bettenkapazität stehen somit 43 Millionen realisierte Übernachtungen gegenüber. Kurz und gut, die Schweiz hat bei den Betten in den Ferienwohnungen eine Überkapazität im Faktor 21.65, dies bezogen auf sämtliche Betten pro Jahr und der realisierten Belegung. Die Betten lassen sich folglich im Durschnitt an 16.8 Tagen pro Jahr belegen. Aufgerundet ergibt dies 17 Nächte/Jahr.

    Für die pauschalisierte Kurtaxenberechnung bei den Ferienwohnungen bedeutet dies, dass auf alle Destinationen bezogen die Anzahl Nächte im Schnitt nicht über 17 liegen darf, ansonsten die pauschalisierte Kurtaxe zu einer Steuer verkommt, weil dann nicht mehr die Anzahl der Nächte fakturiert wird, sondern ein hypothetischer Wunschsteuerwert der Gemeinden. Nun kann argumentiert werden, dass in bekannten Destinationen der Wert höher liegt; dies führte aber dazu, dass in weniger bekannten Orten der Wert umso tiefer anzusetzen ist.

    60 angenommene Nächte sind in diesem Zusammenhang schlicht und einfach pervers. Die Eigentümer/innen von Zweitwohnungen können die Betten aufgrund der Wohnbevölkerung der Schweiz, dem Mix der Gäste Ausland/Schweiz, vorallem aber dem Ferienverhalten der Schweizer/innen nie und nimmer derart belegen, dazu fehlt es in exorbitantem Mass an Gästen. Pervers ist ein starkes Wort. Nur, ein System, das angibt, pro Nacht abzurechnen, dann aber 60 Nächte annimmt, obwohl derzeit keinesfalls mehr als 17 Nächte resultieren können, ein solches System ist und bleibt pervers.

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